Samstag, 14. Mai 2011

Wurst- und Käsesalat mit einem Jowa Bürli (mit einem Nachtrag)

(Woche 38 vom 9. bis 15. Mai 2011)

***** Zu diesem Blog habe ich einen Nachtrag geschrieben (s. etwas weiter unten) *****

Am Montag bin ich in das südlich von Seoul gelegene Suwon gefahren. Dort angekommen suchte ich etwa eine halbe Stunde lang das Tourist Office, da es auf der Karte in meinem Lonely Planet Reiseführer leider falsch eingezeichnet war. Endlich gefunden, kaufte ich mir ein Ticket für das Korean Folk Village. Dort konnte man historische koreanische Häuser aus den verschiedenen Regionen besichtigen. Interessant waren die verschiedenen Bauweisen, insbesondere die unterschiedlichen Materialien, die für die Dächer verwendet wurden. Allerdings war das ganze doch sehr touristisch, sogar einen kleinen Vergnügungspark gab es dort.



Auf der Rückfahrt mit dem Bus vom Village nach Suwon lernte ich Olga aus Russland kennen. Mit ihr zusammen habe ich dann die ehemalige Stadtmauer von Suwon besichtigt. Erbaut wurde die Stadtmauer, weil König Jeongjo im Jahre 1794 die Idee hatte, die Hauptstadt von Seoul nach Suwon zu verlegen. Allerdings verstarb er, bevor der neue Palast mit Stadtmauer fertig war und so blieb die Hauptstadt in Seoul. Man sieht, nicht nur heute, sondern schon damals hatten gewisse Chefs unglaublich dumme Ideen... Dank der Begleitung von Olga konnte ich dann auch endlich das langersehntes koreanisches BBQ probieren, das wie im letzten Blog geschrieben nur für zwei oder mehr Personen zubereitet wird. Und es war ziemlich lecker!


Später in der Woche stand die Geschichte Koreas im Zentrum. Zuerst habe ich ein ehemaliges Gefängnis besucht, das in ein historisches Museum umgewandelt wurde. Es zeigt u.a. die verschiedenen Foltermethoden der Japaner, die an den aufständischen Koreanern angewendet wurden, die für die Unabhängigkeit kämpften. In einem grossen Raum sind die Wände voll mit Karteikarten der Gefangenen, die den Unabhängigkeitskampf in diesem Gefängnis mit dem Leben bezahlt haben.



Doch kaum hatte Korea die Unabhängigkeit von Japan erlangt (1945), schon kam es zum Krieg mit Nordkorea (1950). Ein Grossteil des War Memorial Museum ist dem Koreakrieg gewidmet. Ich bin ja sonst kein Fan von Museen, aber diese Ausstellung ist wirklich gut gemacht und sehr informativ. Vor allem nach meinem Besuch der DMZ von letzter Woche ist mir klar geworden, wie aktuell die Folgen des Koreakriegs noch heute sind.


Das untenstehende Bild ist an einem Abend dieser Woche kurz vor Mitternacht entstanden. Es zeigt eine Unterführung des Bahnhofs von Seoul, die voll von schlafenden Obdachlosen war. Auch tagsüber halten sich wirklich sehr sehr viele Obdachlose rund um den Bahnhof auf, etwas, das ich in Korea nicht erwartet hätte.



Nochmals eine ganz andere Seite von Seoul habe ich am Freitag erlebt. Eigentlich dachte ich, dass der Dobongsan Hike im Bukhansan Nationalpark eine nette kleine Wanderung wird, aber das war an gewissen Stellen mehr Bergsteigen denn wandern. Teilweise musste man sich an Seilen oder Geländern hochziehen, da es so steil war und die Felsen so glatt waren, dass ich mit den Trekkingschuhen keinen Halt fand. Vielleicht hätte ich mir in den zahlreichen Outdoor Shops am Beginn der Wanderung doch noch neues Equipment zulegen sollen... Aber abgesehen von einigen heiklen Passagen war der Lohn eine atemberaubende Aussicht auf Seoul, wie man sie von keinem Aussichtsturm oder Hochhaus in Seoul hat. Leider lag auch an diesem Tag wieder eine Dunstschicht über der Stadt, aber es war trotzdem traumhaft schön. Und meine Aussage vom letzten Blog, dass die Stadt gross ist, muss ich korrigieren: sie ist RIESENGROSS!!! Falls jemand die rund fünfstündige Wanderung selbst einmal machen möchte, hier die Stationen: Dobongsan Metro Station – Gwangnyunsa Tempel - Cheonchuksa Tempel - Madangbawi Rock - Seoninbong Peak (708m) - Manjangbong Peak (718m) - Jaunbong Peak (739m) - Dobongsan Peak (740m) - Mangwolsa Tempel - Mangwolsa Metro Station.



Am Samstag hiess es umziehen. Nach 10 Tagen im sehr schönen Hill House Hotel musste ich für die letzten zwei Nächte gezwungenermassen eine neue Bleibe suchen, da im Hill House alle Zimmer ausgebucht waren. Und so verliess ich dieses kaum von westlichen Touristen frequentierte Quartier und zog in die Uljiro CO-OP Residence.


Morgen Sonntag werde ich noch einen Spaziergang dem Han Fluss entlang machen, mich im riesigen Einkaufszentrum des World Cup Stadions umsehen und anschliessend nochmals ein Fussballspiel des FC Seoul besuchen. Nachdem ich am ersten Tag in Seoul ein Spiel der AFC Champions League gesehen hatte, gehe ich zum Abschluss meiner Zeit in Korea noch ein normales Meisterschaftsspiel anschauen. Gegner ist das Team aus Gyeongnam, in der Tabelle auf Platz 4 und damit 6 Ränge vor Seoul. Es wird also bestimmt spannend.


******************** Nachtrag 15.05.2011, 17.30 Uhr ********************

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt... Da komme ich an der Metro Station Yeouinaru aus dem Untergrund und da fahen professionell aussehende Rennvelofahrer den Fluss entlang. Beim zweiten Hinsehen erkenne ich, dass es sich um Triathleten handelt und beim dritten Hinsehen erkenne ich sogar einen Schweizer: Reto Hug. Das gibt's ja gar nicht, schon wieder ein internationaler Triathlon mit Schweizer Beteiligung, dieses Mal ein Rennen im Rahmen des ITU Triathlon Asian Cups. Wer meinen Blog aufmerksam verfogt hat, der weiss, dass ich bereits das erste Rennen der Saison 2011 der ITU World Championship Serie in Sydney live vor Ort mitverfolgt hatte. Ich habe Reto Hug kräftig angefeuert, ob es geholfen hat, weiss ich leider noch nicht, da ich nicht im Zielgelände war und die Resultate noch nicht im Internet sind. Kurz vor dem Ziel allerdings war er in einer Gruppe, die um Platz 3 kämpfte. Das nächste Rennen findet in Madrid statt, hat mir einer der Australischen Triathleten erzählt, der mit einem platten Reifen ausgeschieden ist. Dieses Rennen werde ich mit Sicherheit verpassen - naja, man weiss ja nie...

Der geplante Spaziergang entlang des Han Rivers wurde dann eher zu einem Marsch, damit ich den Anpfiff zum Fussballspiel des FC Seoul nicht verpasste. Seoul gewann übrigens mit 3:1. Meine persönliche Fanstatistik beim FC Seoul: 2 Spiele, 2 Siege, 6:1 Torverhältnis.

******************** Ende des Nachtrags ********************


Ach ja, bestimmt fragt ihr euch, was der Titel „Wurst- und Käsesalat mit einem Jowa Bürli“ mit dem Geschriebenen zu tun hat? Nun, eigentlich gar nichts, aber mir ist kein gescheiter Titel eingefallen und so habe ich einfach hingeschrieben, worauf ich jetzt gerade wahnsinnig Lust hätte. So langsam aber sicher vermisse ich gewisse Esswaren aus der Schweiz (feines Brot!!!) und ich habe mir auch schon einmal Gedanken gemacht, auf welcher Route ich von hier zurück in die Schweiz kommen soll. Wer weiss, wenn mir im nächsten Blog wieder kein passender Titel einfällt schreibe ich vielleicht diese Gedanken hin... Aber so bald komme ich trotzdem noch nicht nach Hause, dafür ist es einfach zu abwechslungsreich hier draussen in der grossen weiten Welt!

Wie geht es weiter? Am Montag geht es von Seoul via Peking (nur umsteigen) für einen dreitägigen Stopover nach Hongkong und dann weiter nach Kuala Lumpur. Was mich nach Kuala Lumpur verschlägt und wie mir mein zweiter Besuch in Hongkong im Rahmen der Weltreise gefallen hat, schreibe ich euch nächste Woche an gewohnter Stelle.

Thomas



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