(Woche 37 vom 4. bis 8. Mai 2011)
Um 16:22 Uhr landete der Flieger auf dem Incheon International Airports in Seoul, um 18:30 Uhr war ich im Hotel und um 20 Uhr im Seoul World Cup Stadium für das AFC Champions League Spiel FC Seoul gegen Al-Ain (VAE). Vor dem Stadion lerne ich Jason und seine koreanische Freundin Choi kennen. Sie hat für uns die Tickets gekauft und zu Dritt haben wir uns dann das unterhaltsame Spiel angeschaut, das Seoul souverän mit 3:0 gewann. Die drei grössten Unterschiede zum Fussball in Europa: die Spieler motzen nicht über jeden (Fehl)entscheid des Schiedsrichters, es wird mit viel weniger Körpereinsatz gespielt und der wohl allergrösste Unterschied ist, dass die Getränke im Stadion nicht etwa im Plastikbecher sondern in der Aludose verkauft werden. Ich meine stellt euch mal vor, unser lieber Massimo Bussaca pfeift einen fragwürdigen Penalty gegen den FCB vor dem Tor der Muttenzerkurve und jeder Fan hätte eine Büchse Bier in den Händen...
Den nächsten Tag nahm ich eher gemütlich und lief zum Namsan Park hinauf, wo der N Seoul Tower steht. Leider war die Fernsicht nicht sehr gut, denn hier in Seoul hat es immer eine leichte Dunstschicht über der Stadt, auch wenn das Wetter sonnig ist. Deshalb ging ich nicht auf den Turm selbst, aber auch vom Park aus hat man eine beeindruckende Aussicht über die Stadt. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie gross Seoul eigentlich ist. Die Agglomeration eingeschlossen beträgt die Einwohnerzahl etwas mehr als 20 Millionen und damit ist Seoul hinter Tokyo angeblich die zweitgrösste Metropole der Welt!
Nach diesem tollen Start in Seoul war es Zeit für den ersten Dämpfer: sehr viele Restaurants in Korea kochen traditionellerweise nur für minimum zwei Personen und als Alleinreisender (-essender) wird man nicht selten abgewiesen. Zwar schreibt Lonely Planet, dass man das nicht persönlich nehmen soll, aber wenn es aus den verschiedenen kleinen lokalen Restaurants so fein schmeckt und man dort dann nicht essen kann, ist das schon sehr frustrierend. Beim dritten Versuch klappte es dann, aber auch nur, weil in diesem Restaurant Ed mit seiner koreanischen Bekannten Sue sass, die ich am Morgen beim Frühstück im Hotel kennengelernt hatte. So konnte ich mich ihnen anschliessen und kam endlich zu meinem koreanischen Essen. Was es genau war, kann ich leider nicht sagen, da ich einfach ass, was Sue bestellte.
Am nächsten Tag stand die Tour zur DMZ (Entmilitarisierte Zone) nördliche von Seoul auf dem Programm. Zum besseren Verständnis empfehle ich euch, die Wikipedia Seite zur DMZ zu lesen (hier die ausführlichere auf englisch und hier auf deutsch). Ich könnte hier selbst mehrere Seiten mit meinen Erlebnissen und Eindrücken füllen, aber wie es dort wirklich ist (resp. wie unwirklich es dort ist), muss man selbst erlebt haben, sonst kann man das nicht nachvollziehen. Besonders beeindruckend war der Besuch der JSA (Joint Security Area – gemeinsame Sicherheitszone). Dort gibt es Holzbaracken, die genau auf der Grenze stehen, also sowohl auf Nord- als auch auf Südkoreanischem Territorium. Es gibt Baracken der Südkoreaner (resp. der Vereinten Nationen) und solche der Nordkoreaner. Eine der Baracken konnten wir besuchen und so stand ich de facto für einen Moment in Nordkorea. Damit nichts passiert, wurden wir die ganze Zeit von Südkoreanischen Soldaten „beschützt“ während wir von der anderen Seite von nordkoreanischen Soldaten mit dem Fernglas beobachtet wurden. Es gab auch strikte Regeln betreffend Kleidung, wo man Fotos machen durfte und wo nicht, und man durfte z.B. keine Gesten in Richtung der nordkoreanischen Soldaten machen, etc. Zusammengefasst war das wohl einer der skurrilsten Orte, die ich bisher auf dieser Welt gesehen hatte.
Am Samstag stand dann Sightseeing in den Distrikten Gwanghwamun und Jongno-gu auf dem Programm:
Am Abend war Baseball angesagt und im Gegensatz zum Fussballspiel war dieses Stadion sehr gut gefüllt und die Stimmung war dementsprechend gut und vor allem sehr laut. Ich hatte ein Ticket mitten in den Heimfans, aber Angst muss man keine haben, denn die Fans sind zwar laut und auch hier gibt es Bier in Dosen, aber aggressiv war die Stimmung zu keiner Zeit. Leider verlor das Heimteam von Seoul (Doosan Bears) gegen die Mannschaft aus Busan (Lotte Giants) mit 7:8.
Später am Abend war dann noch eine grosse Laternenparade in der Stadt, mit der Buddha’s Geburtstag gefeiert wird. Dieser ist zwar erst am kommenden Dienstag, aber man feiert die Feste hier scheinbar nicht wie sie fallen sondern lieber am Wochenende.
Der Sonntag bestand vor allem aus Kopfschütteln, so unglaubliche Dinge hatte ich gesehen und das alles in einem einzigen Gebäude. Doch der Reihe nach: der dritte Sportevent stand heute auf dem Programm und zwar im 7. Stock der I‘Park Mall, genauer im e-Sports Stadium. Dort spielte jeweils ein Spieler aus jedem der beiden Teams in einem Computerspiel gegeneinander. Ich glaube es war so eine Art Phantasie Kriegsspiel, aber so genau konnte ich das nicht ausmachen. Auch die genauen Spielregeln verstand ich nicht, aber das war eigentlich egal. Das ganze wurde jedenfalls von TV Kameras gefilmt, von drei Moderatoren kommentiert und der Saal war gefüllt mit jungen Leuten, die das Spiel auf Grossbildschirmen gespannt verfolgten und je nach Spielverlauf aufschrien, klatschten oder enttäuschte Laute von sich gaben. Solche Computerspiele Events sind ein grosses Ding in Korea und werden teilweise direkt im TV übertragen.
Weitere Highlights der I Park Mall waren die Elektronik Abteilung, speziell der Foto- und Computerbereich. Da ist der Media Markt geradezu ein Quartierladen im Vergleich zu dieser unüberblickbar grossen Auswahl, die sich über mehrere Etagen erstrecket. Aber auch der 6. Stock war sehr interessant, gab es dort doch alles für die Hochzeit, inklusive zwei “Hochzeitsräume“.
Der Start in Südkorea ist geglückt, aber im Vergleich zu Japan gibt es hier sehr viel weniger westliche Touristen und Englisch ist weit weniger verbreitet. Zudem gibt es nur ganz wenige online buchbare Unterkünfte, keine davon aber in den zahlreichen Nationalparks.Und so bin ich noch immer ein wenig unsicher, wie ich mich ausserhalb Seouls zurecht finden werde. Ob ich die eine oder andere Nacht unter einer Brücke verbringen musste oder ob alles doch viel einfacher ist, steht heute in einer Woche an dieser Stelle.
Thomas
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