Sonntag, 12. September 2010

Lhasa – Kathmandu

Wow, es gibt soviel zu erzählen, ich weiss fast nicht wo beginnen. Also immer der Reihe nach. Mit dem Bus verliessen wir als Reisegruppe mit 14 Personen Lhasa in Richtung Kathmandu. Der Friendship-Highway zwischen Lhasa (CN) und Kathmandu (NP) hat eine Länge von 865 km was uns zu einigen Übernachtungen „zwang“ und uns die tibetische Kultur etwas näher brachte. In den ländlichen Gegenden Tibets fühlt man sich um einige Jahrzehnte zurückversetzt. Fast keine Autos, dafür Velos mit Anhängern, Pferd mit Wagen und wenn es ganz gut kommt ein Traktor mit einer Ladefläche hinten dran. Autos sieht man nur sehr wenig, tendenziell von den Touristen. Ebenfalls auffällig war, wie viele Frauen körperliche Arbeiten verrichteten. An jeder Baustelle arbeiteten auch Frauen. Schleppten Steine, schaufelten und mauerten.

Nachdem wir dann irgendwann genug von buddhistischen Klöstern und Palästen hatten näherten wir uns dem Mount Everest (8844 m.ü.M.). Aus ca. 200km Entfernung konnten wir den Everest das erste Mal bestaunen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Selina fast zu Tränen gerührt und Thomas mit Gänsehaut standen sie da. Man muss vielleicht noch dazu sagen, dass es in dieser Jahreszeit riesiges Glück braucht um den Everest überhaupt zu sehen, da er meistens mit Wolken behangen ist. Wir hatten aber einen wunderbaren Tag mit Sonne, stahlblauem Himmel und nur vereinzelten Wolken erwischt. Nachdem wir den ersten Anblick verdaut hatten fuhren wir weiter in Richtung Mount Everest Base Camp. Die letzten 102 km auf ungeteerter Strasse mit unserem Bus waren ziemlich mühsam. Aber aufgrund dessen was uns erwartete ertragbar. Der Bus brachte uns dann so nah als möglich zum Base Camp. Danach war es noch eine kleine Wanderung von ca. 1 ½ Stunden bis wir das Base Camp erreicht hatten. Auch von da natürlich fantastischer Blick auf den Everest. Da ist man wirklich auf dem Dach der Welt. Wir befanden uns immerhin auf ca. 5200 Meter über Meer, was das Wandern auch nicht wirklich erleichterte. Da wir ohne Guide losliefen, haben wir uns dann auch prompt verlaufen und sind in Militärgebiet gelaufen. Dies hatte zur Folge, dass wir alle zur Passkontrolle mussten und einigen von unserer Gruppe sämtliche Fotos des Mount Everest (auch Mt Qomolangma genannt) gelöscht wurden. Sie gaben uns dann aber noch die Gelegenheit nochmals ein paar Fotos zu schiessen. Vielen Dank!!! Das war vielleicht ein Abenteuer. Aber auch die darauffolgende Übernachtung war eines. Im höchstgelegenen Kloster der Welt durften wir nächtigen. Nur teilweise Strom, kein fliessend Wasser, keine Heizung, aber dafür gaaaanz viele Decken erwarteten uns. Am Morgen hatten wir in unserem Zimmer gerade mal 9°C. Zum Glück hatten wir am nächsten Tag wieder eine lange Busfahrt vor uns um den nicht erhaltenen Schlaf nachzuholen. Der Mount Everest war nicht mehr zu sehen, weshalb wir uns ziemlich schnell auf den Weg machten um die 102 km Schotterpiste wieder hinter uns zu bringen.

Das nächste Abenteuer dieses Reiseabschnitts sollte dann der Grenzübergang werden. Wir wurden gewarnt, dass die Zöllner nicht sehr freundlich seien und auch keinen Spass verstehen. Unser Bus brachte und so nah als möglich an die Grenze. Aufgrund des Verkehrschaoses mussten wir aber noch ein gutes Stück zu Fuss zurücklegen. Bei der Ausreise aus China wurden dann auch einige Rucksäcke und Gepäckstücke näher untersucht. Der China-Reiseführer im Rucksack von Thomas hatte keine Dalai Lama Bilder darin, dafür hatte der Zöllner entdeckt, dass auf einer Karte Taiwan stand. Dies veranlasste ihn dazu, dass er den Reiseführer behalten wollte. Thomas konnte ihn dann dazu überreden, dass er nur diese Seite rausreisst und er den Reiseführer mitnehmen konnte. Tip top. Nach der Ausreise aus China ging es zu Fuss über die Friendship-Bridge ins benachbarte Nepal wo eigentlich unser Bus der uns nach Kathmandu bringt warten sollte. Aufgrund der heftigen Regenfälle der vergangenen Tage gab es aber auf dieser Strecke einige Erdrutsche weshalb es dem Bus nicht möglich war bis zur Grenze zu fahren. Er sei ca. 20 km entfernt stecken geblieben. Die ersten Kilometer bis zu einem weiteren unpassierbaren Erdrutsch konnten wir dann mit einem lokalen Bus zurücklegen. Dieser hatte allerdings unsere Notlage erkannt und zog uns regelrecht das Geld aus der Tasche. Als dieser Bus nicht weiterkam ging es ein Stück zu Fuss weiter. Hier hatte es dann zum Glück auch einen kleinen Shop am Strassenrand. Aber das einzige Getränk dass der verkaufte war warmes Bier :-/ Nach einigem Fragen und abklären wurde uns dann bewusst, dass es nicht ganz so einfach war von hier weiterzukommen. Und es fehlten immer noch einige Kilometer bis zu unserem Bus. Also die ganze Bande samt Gepäck auf die Ladefläche eines Lastwagens gepackt und los gings. Das war eine abenteuerliche Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft. Als wir dann heil und unversehrt bei dem Erdrutsch ankamen welche von unserem Bus nicht passiert werden konnte, dachten wir es wäre geschafft. Denkste! Da schaufelte ein Bagger munter vor sich hin und dachte nicht mal daran die Fussgänger passieren zu lassen. Also machten wir es uns gemütlich und warteten. Und warteten. Und warteten… Als dann der Bagger eine kleine Pause machte um zu wenden, packten wir unsere Sachen und versuchten so schnell als möglich über den Erdrutsch zu kommen. Zum Glück hatten es alle geschafft und es ging endlich los in Richtung Kathmandu… Kathmandu ist für uns aber nur ein kurzer Aufenthalt und heute geht’s bereits weiter nach Shanghai, mal wieder etwas Grossstadt-Luft schnuppern.

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